Geschichte des Vereins


Auf eine nun über 100 Jahre alte Geschichte kann der heutige SV Blau-Weiss Polz nach seiner Gründung im Jahre 1921 zurückblicken.

Waren in den Anfangsjahren Fußball, Turnen und Radfahren die Betätigungsfelder des damaligen Polzer Sportclubs, so entstanden nach dem 2. Weltkrieg neue sportliche Initiativen in den Sektionen Frauenhandball, Kegeln, Boxen, Frauengymnastik, Reiten und Fußball. Vor dem Krieg waren die Reiter noch in einem selbstständigen Reitverein organisiert. Immer mehr wurde dann der Fußball zum Aushängeschild des Sportvereins und der ganzen Gemeinde Polz.

Von der Bezirksklasse in den 70iger Jahren haben es die Polzer Kicker sensationell bis in die Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern geschafft.

Die Erfolge der Fußballer sind untrennbar mit der Arbeit und den Verdiensten des Sportfreundes Helmut Weidmann verbunden. Aber auch die Leistung der Vorsitzenden Paul Neumann, Leonhard Weidmann und Ingo Runow mit ihren Vorständen sowie die vielen bereitwilligen Helfer und Funktionäre, und nicht zuletzt die zahlreichen Sponsoren waren und sind unverzichtbare Grundlage für die erreichten Erfolge. Dabei war stets eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Sportverein und der Gemeinde notwendig und vorhanden.

Höhepunkt der neuen Polzer Fußballgeschichte waren zweifellos die Aufstiege (und Feiern) in die Landesliga 1993, in die Verbandsliga 1999, der freundschaftliche Vergleich gegen die HSV-Altligamannschaft 1994 um Jimmy Hartwig, das Spiel der Europameisterschaft U16 Ungarn gegen Georgien 1997 (Zuschauerrekord: 2.300 Zuschauer) und das Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten VfL Wolfsburg 2001. Als Lohn für die herausragende Sportarbeit in Polz wurde der Bau einer Tribüne eigens für die Nachwuchs-EM großzügig gefördert.

Heute erweitern Volkssportgruppen im Erwachsenen- und Nachwuchsbereich in den Sportarten Volleyball, Gymnastik, Aerobic, Kegeln und Powerdance die sportlichen Aktivitäten.

Mit dem An- und Neubau des Sozialgebäudes, der Anschaffung einer vollautomatischen Kegelbahn durch die Gemeinde 1991, dem Ausbau der gemeindeeigenen Sporthalle unter Leitung des Sportfreundes Leonhard Weidmann sowie dem 2001 fertiggestellten neuen Dorfgemeinschaftshaus wurden gute Voraussetzungen für weitreichende Betätigungsmöglichkeiten im ca. 450 Einwohner zählenden Polz geschaffen.

Gründungsfoto Polzer Sportclub von 1921



Foto der Wiedergründung 1948

Die Gründerjahre und Entwicklung bis zur Betriebssportgemeinschaft

Wenn in der Region der Ortsname Polz fällt, kommt das Gespräch fast immer auf den Polzer Fußball. Der Fußballsport hat den südlichsten Ort in Mecklenburg – Vorpommern landesweit bekannt gemacht. In diesem Jahr blickt der Sportverein auf eine neunzigjährige Geschichte zurück. Im Jahr 1921, also wenige Jahre nach dem Inferno des 1. Weltkrieges, erfolgte die Gründung. Das einzige Kapital des Vereins war damals die große Sportbegeisterung vieler junger Polzer. Es bildeten sich Gruppen im Fußball, Turnen, Kegeln und Radfahren, später entstand ein selbstständiger Reitverein, dem natürlich in erster Linie junge Bauern angehörten.

Die Vereinsführung lag über viele Jahre in den Händen von August Roock. Das Hauptproblem bestand zunächst darin, den Verein überhaupt aufrecht zu erhalten, denn Schwierigkeiten gab es genug, und Geld so gut wie nicht. Der Sportplatz lag links von der heutigen Wirtschaftsstrasse in Richtung Verclas, und zwar dort, wo sich bis Anfang der 90 er Jahre die Mülldeponie befand. Auf diesem holprigen und sandigen Gelände richtig Fußball zu spielen, war aus heutiger Sicht wohl kaum möglich, aber ein Stück Wiese für den Sport bereit zu stellen, wäre den Bauern in damaliger Zeit auch kaum zuzumuten gewesen und das Gemeindeland war restlos an die „kleinen Leute“ verpachtet. Eine staatliche Förderung gab es nicht, und so musste sich auch jeder seine Kluft selbst beschaffen. Die Polzer Farben waren seinerzeit schwarz-weiß, eigentlich recht praktisch, denn so konnte auch ein Unterhemd notfalls als Dress herhalten.

Wenn es auch für alle Sektionen viele Höhen und Tiefen gab, so hat sich von Anfang an der Fußball als Sportart Nummer 1 behauptet – die Jahre des 2. Weltkrieges ausgenommen – und kontinuierlich erhalten. Wie groß der Enthusiasmus damals war, mag ein anekdotenhaftes Beispiel belegen. Ein Fußball kostete in den 30 er Jahren 12,- Reichsmark, und dieses Geld wurde aufgebracht, in dem die Jungen herumlaufende Katzen einfingen und das Stück für 1,- Reichsmark an den Jagdpächter Heder verkauften, der damit seine Hunde abrichtete.

Der Spielbereich hatte einen Radius von etwa 20 bis 30 Kilometer, also bis Dannenberg, Wehningen, Eldena, Wittenberge. Weiter kam man nicht, mussten doch alle „Reisen“ mit dem Fahrrad abgestrampelt werden. Das war oft sehr anstrengend, denn die meisten Aktiven arbeiteten die ganze Woche schwer in der Landwirtschaft.

Von anderen Disziplinen ist zu berichten, dass die Turner zum Beispiel in Johannes Niemann ein besonderes Talent in ihren Reihen hatten, der ohne Schwierigkeiten sogar den „Riesen“ am Reck meisterte. Geturnt wurde im Saal der Gaststätte Stech. Auch die ca. zehnköpfige Kunstradfahrgruppe übte dort.

Kulturelle Höhepunkte mit den weitaus größten Zuschauerzahlen bildeten die jährlichen Reiterfeste, die auf der Hohen Koppel am Grittelschen Weg gegenüber dem späteren Mischplatz stattfanden. Die Leitung und Ausbildung lag in den Händen von Ferdinand Schuldt, der diese Tätigkeit auch nach dem 2. Weltkrieg bis etwa Mitte der 50 er Jahre sehr engagiert und fachkundig ausübte.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Sport mit seinen zentralistischen Strukturen sehr stark der herrschenden Ideologie untergeordnet. Dementsprechend wurden auch die Leitungsfunktionen besetzt, was nicht immer zum Vorteil des Sports geriet. Mit dem ersten Kriegsjahr 1939 kam die Sportarbeit fast zum Erliegen. Die meisten Männer wurden eingezogen und mehr als 50, darunter viele Leistungsträger des Sports, blieben auf den Schlachtfeldern, waren vermisst bzw. trugen schwere Schäden davon.

Doch einige kehrten aus Krieg und Gefangenschaft zurück, und so wurde 1948 ein neuer Anfang gemacht. Im Juni erfolgte die Neugründung der Sportgemeinschaft Polz.

Der Hauptinitiator war Tischlermeister Paul Neumann. Dem ersten gewählten Vorstand gehörten außer Ihm Walter Böckmann, Ernst Aßmann, Heinz Schult, Walter Keller und Erwin Krambeer an. Die beschlossene Satzung setzte eine Beitrittsgebühr von 1,- bis 2,- Mark und einen Monatsbeitrag von 0,50 bis 1,- Mark fest je nach Alter und Einkommen. Als Hauptsportarten wurden Fußball, Handball und Kegeln vorgesehen. Auch eine Frauen-Gymnastik-Gruppe und eine Leichtathletikgruppe entstanden, geleitet von dem verdienstvollen Sportlehrer Friedrich Gauger, der nach der Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft bis 1950 in Polz wohnte und anschließend viele Jahre an der EOS bzw. am Institut für Lehrerbildung in Dömitz tätig war.

Auch die Damen-Handball-Mannschaft (Feldhandball) wusste durch ansprechende Leistungen zu gefallen, existierte aber, wie andere Gruppen auch, nur einige Jahre. Sie wurde beratend betreut von Lehrer Rudolf Schulz, dem damals sehr bekannten Fußballtorwart, der von Hause aus Handballer war und auch beim Fußball kaum Abstöße sondern Abwürfe machte, die weit über die Mittellinie reichten und sehr genau „ankamen“. Die Leistungsträger bei den Handballerinnen waren damals Inge Löscher, Marta Zucker (Schoschies) und Inge Zucker.

Absolute sportliche Höhepunkte waren aber die jährlichen Reiterfeste zwischen 1950 und 1955. Daran nahmen Mannschaften aus Mödlich, Seedorf, Grebs, Strachau und zweimal auch aus Dannenberg teil. Es fanden Wettkämpfe im Dressur- und Springreiten sowie Fahrwettbewerbe statt. Unvergessen sind sicherlich für die Älteren die Leistung des Strachauer Springreiters Hermann Jahnke, der mit seinem Rappen weit über 2m hoch sprang und auch an überregionalen Meisterschaften teilgenommen hatte sowie die Verdienste und Erfolge von Hermann Thiede und Walter Schwebke. Bei diesen Leistungen war immer zu berücksichtigen, dass die eingesetzten Pferde die ganze Woche über als „Ackergäule“ schwer im Einsatz und hoch belastet waren. Einen absoluten Zuschauerrekord im Polzer Sport gab es 1954, als auf der Koppel hinter der Gaststätte Lüth mehr als 4.000 Zuschauer gezählt wurden. Die vorgedruckten Eintrittskarten reichten bei weitem nicht aus. Alte Kartenrestbestände aller Art, sogar aus Vorkriegszeit, mussten die Notsituation behelfen. Abends war dann Tanz auf beiden Sälen, und es war immer toll was los. Durch den wachsenden Druck auf die Reiter, der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) beizutreten, was sie in der Mehrzahl nicht wollten, ging dann der Reiterverein Mitte der 50 er Jahre leider ein. Zu erwähnen ist aber noch, dass der Sportfreund Schulenburg aus Alt Kaliß später im DDR-Maßstab noch zu Meisterehren kam. Seine Grundschule im Reiten hatte er in Polz absolviert.

Der Sportplatz befand sich nun auf der Schweinekoppel links vor der Löcknitzbrücke. Er war deutlich besser als der frühere. Es gab aber ein Handicap, das nicht abzustellen war. Fast regelmäßig wurde der Platz vom Löcknitzhochwasser überschwemmt, in schlimmen Jahren sogar zweimal jährlich und war dann über Wochen unbespielbar. Für die planmäßige Absicherung des Punktspielbetriebes wurde ein neuer Platz immer dringlicher. Schließlich gelang es, ein Stück Ackerland hinter der Molkerei, zu erwerben. Es waren allerdings von 1952 an Tausende Stunden freiwilliger Aufbauarbeit nötig, um diesen wunderschön gelegenen Platz zu dem zu machen, was er dann war und heute ist.

Auch die Umkleidekabinen mit den nötigen Erschließungsarbeiten wie Strom- und Wasserversorgung wurden bereits in den 60 er Jahren realisiert und dadurch ein Spitzenniveau für Dorfgemeinschaften erreicht. Rechtsseitig ergänzten ein Volleyballplatz, eine Aschenbahn und eine Weitsprunganlage das Anwesen.

Wenn die I. Fußballmannschaft damals auch nur in der Kreisklasse spielte, gab es doch sehr viele schöne und niveauvolle Spiele, vor allem die jährlichen Pokalfeste begeisterten hunderte Zuschauer immer aufs Neue. Es kam auch sicher nicht von ungefähr, dass Polz zweimal für sogenannte nationale Fußballspiele ausersehen wurde und zwar 1952 gegen den TSV 1860 Travemünde und 1955 gegen die SG Oststeinbek bei Hamburg. Beide Spiele wurden zwar verloren, viel wichtiger aber war der Beitrag der Sportler für die Aufrechterhaltung des damals auch in der DDR noch aktuellen Wiedervereinigungsgedankens. Wie sehr dann aber später der kalte Krieg auch den Sport immer mehr erfasste, lässt sich daran erkennen, dass die freudig erwarteten Rückspiele nicht mehr stattfinden durften.

Ein „warmer Regen“ in diesem Zusammenhang waren allerdings die vom DTSB aus diesen Anlässen zur Verfügung gestellten Trikots (schwarz – rot – gelb) und neue Bälle bereits mit Nippel, d.h., ohne Verschnürung. Vollrat Ohnesorge bekam als einer der verdienstvollsten Spieler der Nachkriegsjahre ein paar neue schweinslederne Fußballschuhe.

Die materiellen Bedingungen der Sportgemeinschaft Polz verbesserten sich auch wesentlich mit der Einordnung in die zentrale Sportvereinigung „Traktor“ im Jahre 1951. Für unseren Sportverein übernahm zunächst der Verein der gegenseitigen Bauernhilfe (Bäuerliche Handelsgenossenschaft Polz) die Patenschaft. Eine richtige BSG (Betriebssportgemeinschaft) konnte jedoch erst entstehen, als 1976 die ZBO „Fritz Reuter“ Dömitz die Funktion des Trägerbetriebs übernahm und in diesem Zuge sich in materieller Hinsicht vieles verbesserte. Vor allem war nun die Bereitstellung von Bussen für die Auswärtsspiele großzügig geregelt.

Diesen Fortschritt aus heutiger Sicht richtig einzuschätzen, ist wohl nur denen möglich, die vorher die langen Radtouren (einschließlich Pannen) und das Reisen auf halboffenen LKW, anfangs noch mit Holzgasgenerator betrieben, mitgemacht haben. Durch diese Entwicklung stieg auch zunehmend das sportliche Niveau. Zwar war man bereits 1950 Meister der Kreisklasse geworden und hatte Anfang der 60 er Jahre knapp den Aufstieg in die Bezirksklasse verpasst, so spielten die Polzer aber dann seit 1970 bis Ende der 80 er Jahre überwiegend, d. h., mit einigen Auf und Ab in der Bezirksklasse Süd und wurden 1987/88 dort sogar Dritter. Die wirksame Förderung, die der Polzer Fußball in jenen Jahren erfuhr, ist zu einem beträchtlichen Teil dem besonderen Engagement des damaligen Leiters der ZBO, Heinz Runow, zu verdanken.

Schon in den Jahren 1971 bis 1988 und mit dem politischen Umbruch der Wende ab 1989 bis 1990 konnten die Polzer Fußballer, ohnehin das Aushängeschild des Vereins und das des Dorfes, in der Bezirksklasse Staffel Süd des Bezirkes Schwerin mehr als „Duftmarken setzen“. Zu den Höhepunkten zählten damals die Revierderbys gegen Rotation Neu Kaliß. Diese Spiele waren unabhängig vom Tabellenstand stets mit knisternder Spannung geladen, verliefen unter hohem emotionalen Einfluss, jedoch stets fair und zogen viele Zuschauer an.

Als bei der Besetzung der 1. Fußballmannschaft mit leistungsfähigen Fußballern Engpässe aufzukommen drohten, wurde die Beziehung der ZBO mit seinem Leiter Heinz Runow zu den Grenztruppen der DDR äußerst wertvoll. Bis zu sechs Fußballer der Standorte Dömitz, Tripkau und Schwartow verstärkten die Mannschaft und halfen „Durststrecken“ zu überwinden.

Diese Beziehung führte sogar soweit, dass beim jährlichen Tag der Grenztruppen am 1. Dezember der damalige Vereinsvorsitzende Ingo Runow auf dem Fahnenappell in Tripkau eine Grußbotschaft überbrachte. Die anschließende und andere damalige Feiern mit den beiden Partnern verliefen feucht und fröhlich. Alle der damaligen Grenzsoldaten erinnern sich gerne an diese schöne Zeit und haben auch später noch den Weg nach Polz gefunden.

Auch Hallenturniere wurden in unserem Verein in regelmäßigen Abständen veranstaltet. Höhepunkt war ein Turnier unter der Schirmherrschaft der I.M.F.O. 1991 bei dem eine Siegprämie von 1000,- DM ausgesetzt war. In einem starken Teilnehmerfeld setzte sich zur Zufriedenheit aller unsere Mannschaft durch und gewann die Siegprämie. Gute Hallenspieler konnte der SV Blau Weiß Polz schon immer aufbieten und demzufolge wurden viele Erfolge auch auf fremdem Parkett gefeiert. Die Turniere um den Allianz-Cup, auch für Alte Herren und Nachwuchsmannschaften waren und sind ein fester Bestandteil im Vereinsleben unseres Sportvereins.

In hervorragender Weise hat sich in der Zeit von 1978 bis 2006 der Sportfreund Helmut Weidmann in den Polzer Fußballsport eingebracht. Ihm als verantwortlichen Übungsleiter ist es im hohen Maße zuzuschreiben, dass der SV Blau-Weiß Polz in den 90 er Jahren einen fast phänomenalen Aufschwung genommen hat. Als zuverlässiger Helfer assistierte ihm dabei Otto Ohnesorge. Nachdem ab 2006 Rene Weidmann und Otto Ohnesorge das Oberkommando führten, bilden seit Sommer 2010 Roland Meyer aus Lenzen und Otto Ohnesorge das Trainergespann.

Wendejahre 1989 und 1990

Weil die politische Wende auch im Leben unseres Sportvereins gravierende Änderungen aber auch neue, ungeahnte Möglichkeiten mit sich brachte, sollen sie an dieser Stelle noch einmal gesondert betrachtet werden. Nachdem die Feierlichkeiten zum 40 jährigen Bestehen nach Wiedergründung des Polzer Sportvereins u.a. mit einer Festsitzung und einem Besuch der polnischen Delegation vom LZS Wieszcsyce beendet waren, ging es wieder in den sportlichen Alltag.

Es folgt im Sommer 1989 ein Gegenbesuch bei unseren polnischen Gästen und wie schon ein Jahr zuvor waren in Polen viele Signale auf Wende gestellt. Dies konnten wir schon 1988 dort erfahren. Aufmerksam die Euphorie um die Wahl des neuen sowjetischen Präsidenten Michael Gorbatschow verfolgend wurde uns schon 1988 in Polen ein bevorstehender Umbruch vorausgesagt.

In Polz begann unsere 1. Fußballmannschaft mit großem Engagement die Vorbereitungen auf die Fußballsaison. Es sollte unbedingt ein besserer Start wie im letzten Jahr gelingen, nach dem man nur knapp dem Abstieg entgangen war. Übungsleiter Helmut Weidmann nahm Anfang des Jahres als Mitglied der LPG (T) „Einheit“ Kaliß/ Polz eine hauptberufliche Tätigkeit als Platzwart auf. Im Herbst begann er mit der Sichtung und dem Training der jüngsten Fußballer in der Altersklasse 5 – 8 Jahre.

Aber auch die Mädchengymnastikgruppe unter Leitung der Sportfreundin Roswita Bartels nahm ihren Übungsbetrieb auf. Die allgemeinen Sportgruppen unter Leitung von Manuela Schult und Elke Weidmann setzten ihre wöchentlichen Übungsabende fort. Die Fußballer der AK 8 –10 und die Volleyballer unter Leitung von Peter Lengemann bestritten in der Kreisklasse ihre Punktspiele. Die Alte Herren Mannschaft führte Freundschaftsspiele durch. Im November 1989 fanden erneut DTSB -Wahlen auf allen Ebenen statt.

Auch für unsere BSG galt es Rechenschaft abzulegen und die Ziele für die Zukunft neu abzustecken. Mit dem Sportfreund Ernst Aßmann wurde ein Neugründungsmitglied und unser längjähriger und verdienstvoller Schriftführer aus dem Vorstand verabschiedet. Der Sportfreund Ingo Runow wurde als Vorsitzender der BSG Traktor für weitere 3 Jahre wiedergewählt.

Nach dem 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1989 begann im ganzen Land der Aufbruch des Volkes. In allen Breichen wurden massive Forderungen nach mehr Demokratie gestellt. Am 9. November 1989 wurden die Grenzen zu den Nachbarstaaten geöffnet und seitdem deckten viele Organisationen den Machtmissbrauch der SED-Führung schonungslos auf. Auch der Bundesvorstand des DTSB musste Amtsmissbrauch zugeben. Zahlreiche Funktionäre traten zurück und sogar ein Selbstmord eines hohen Funktionärs war zu verzeichnen.

Zunehmend mehr Sportler versuchten eine Profilaufbahn einzuschlagen. Für unsere kleine Sportgemeinschaft stellte sich die Frage wie weit die bisherige gute Unterstützung der Trägerbetriebe ZBO Dömitz und LPG Kaliß/Polz fortgesetzt werden konnte. Diesbezüglich wurden schon zum Jahresende die ersten Gespräche im Bundesvorstand geführt denn schon einige Gemeinschaften mussten ihre Auflösung bekannt geben bzw. bangten um ihre Existenz.

Trotz der sich anbahnenden politischen Veränderungen, die jeden Sportfreund auch im persönlichen Bereich betrafen, konnten die sportlichen Aktivitäten in unserer Sportgemeinschaft erhalten werden. Große Probleme entstanden jedoch im Nachwuchsfußball. Unsere erfolgreiche Knabenmannschaft unter Leitung von Manfred Schult und Holger Weniger konnte wegen der großen Altersunterschiede die Punktspiele nicht mehr aufnehmen. Zum Glück gelang es, die Spieler größtenteils nach Dömitz zu delegieren. Die neu formierte Kindermannschaft konnte den Trainingsbetrieb unter Leitung von Manfred Schult und Helmut Weidmann fortsetzen.

Um in der AK 12 –15 Nachwuchsspieler zu sichten, wurden Spieler aus Woosmer und Tripkau eingeladen. Die 2. Männermannschaft konnte den Punktspielbetrieb nicht mehr aufnehmen, da sich einige Spieler nicht mehr bereit erklärt hatten. Die 1. Mannschaft startete ohne Unterstützung der Zweiten mit 16 Spielern in die Bezirksligasaison und erreicht zum zweiten Mal den Gewinn der Herbstmeisterschaft zur Winterpause.

Nachdem am 3.Oktober 1990 die Wiedervereinigung vollzogen wurde, änderten sich auch für unseren Sportverein viele Bestimmungen und Gesetzte. Mit der Anerkennung der Gemeinnützigkeit sowie der Eintragung ins Vereinsregister entschloss sich der Vorstand zukünftig den Namen SV „Blau Weiß“ Polz zu führen. Vereinzelt vorgetragene Einwände wegen der zur Gründung vorherrschenden Vereinsfarben Schwarz- Weiß wurden verworfen. Wir legten für 1990 einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 2,- , 1,- und 0,50 DM im Monat fest. Dies brachte natürlich auch Kritik ein, veranlasste aber nur etwa 10 Mitglieder zum Austritt aus dem Sportverein.

Die zukünftige Finanzierung unserer Sportarbeit sollte eine der zu lösenden Hauptaufgaben sein. Die bisher bekannten Zuwendungen von finanziellen Mitteln durch ehemalige Trägerbetriebe unserer Betriebssportgemeinschaft wurden eingestellt. Es musste auch auf die Suche nach unterstützenden Firmen gehen. So wurden bis Jahresende 18 Firmen angesprochen. Alle zeigten sich zunächst grundsätzlich nicht abgeneigt über Werbungskosten den Sport in Polz zu unterstützen.

Unseren traditionellen Sportlerball konnten wir in diesem Jahr nicht wie gewohnt in der Gaststätte Stech durchführen. Nur mit großer Mühe gelang es, die gastronomische Versorgung unseres Sportfestes, Sportlerballs und Pokalturniers am 17.06.1990 abzusichern. Trotzdem wurde das Pokalturnier mit unseren Gästen von der TUS Brietlingen, die uns reich beschenkten, ein voller Erfolg. Über den Sponsor vom TUS Brietlingen, Herrn Henri Karls gelang es, unserem hochtalentierten Sportfreund Rene Holm einen Arbeitsplatz in Lauenburg zu beschaffen. Fußballspiele gegen den SV Penkefitz, unser „Partnerdorf“ Gusborn und den MTV Dannenberg vervollständigten die Reihe der Vergleiche mit westdeutschen Mannschaften.

Unsere neuen Sozialräume auf der Waldsportanlage wurden durch die Hand vieler fleißige Helfer zu einem Schmuckstück. Wieder war Henri Karls der entscheidende Mann als es um die Beheizung der neuen Sozialräume ging. So wurde die Beheizung mit 13 Kachelöfen, wofür schon die Schornsteine angelegt waren verworfen und es konnte eine Zentralheizung Dank des, von Henri Karls beschafften Heizkessels und Öltanks gebaut werden. Lediglich die Finanzierung der Kegelbahn bereitete zeitweise Probleme. Durch das angemeldete Gaststättengewerbe von Elke Weidmann besaßen wir mit der Sportlerklause eine schöne Vereinsgaststätte.

Im Jahr 1990 sind ca. 115 Sportlerinnen und Sportler in den verschiedenen Mannschaften und Sportgruppen aktiv. Eine enorm hohe Zahl auf die alle Verantwortlichen stolz sein können. Bereits Ende 1989 fand ein erstes Freundschaftsspiel beim SV Penkefitz in Dannenberg statt und beim anschließenden gemütlichen Beisammensein bekamen wir bei Eintopf mit Bockwurst auch die Wirkung des leckeren Flensburger Pilsners zu spüren. Aber es war eines der unvergesslichen Erlebnisse. Der Gegenbesuch fand beim ersten gemeinsamen Dorffest des Sportvereins und der Freiwilligen Feuerwehr in Polz im Jahre 1992 statt.

Im Jahre 1991 konnte die 1. Fußballmannschaft sensationell den Aufstieg in die Bezirksliga des Bezirkes Schwerin feiern. Und gefeiert wurde seit dem nicht nur bei den Fußballen in regelmäßigen Abständen. Dass man in Polz schnell – beinahe zu schnell- hinter die Schliche von Sponsoring im Vereinsleben kam, hatte der Verein ohne Frage auch der I.M.F.O. in Hamburg zu verdanken.

Die Herren Hauffs, Olms, Storch und Schwiderski beschrifteten den Bus der LVG, ließen Werbung auf neue Trikots drucken, finanzierten das Hallenfußballturnier des SV Blau Weiß Polz in Ludwigslust mit einer Siegprämie von 1000,- DM und vieles andere mehr. Wie die Könige fuhren wir mit unseren beschrifteten Bus nach Polen und sorgten dort so mehr für Aufsehen als durch sportliche Leistungen. Unsere Fußballer verstanden die Fahrten eben mehr als „Erlebnisreisen“.

Als die Dividende bei der I.M.F.O. durch unzureichende Abschlüsse stark nachließ, mussten wir zum Rapport nach Hamburg. Und als die Gerüchte nach unlauteren Geschäften im Zusammenhang mit der I.M.F.O. durch Auftauchen von „Schwarzen Listen“ neuen Nährboden erhielten, war die Ära I.M.F.O. beim Sportverein Polz schnell beendet. Nun befürchteten viele im Verein das Schlimmste, Neider und Konkurrenten rieben sich die Hände. Aber weit gefehlt: Der Höhenflug der Polzer Fußballer und damit des gesamten Vereins sollte sich bis heute fortsetzen. Dass viele der Polzer Fußballer, Funktionäre, Mitglieder und Fans durch Ihre Verluste bei der I.M.F.O. den Start des SV Blau Weiß Polz in die Marktwirtschaft mitgestaltet haben, sollte und darüber hinwegtrösten.

In Bezug auf langfristigen sportlichen Erfolg im Fußball hat der Polzer Sportverein die politische Wende im Vergleich zu seinen früheren Dauerrivalen wie z.B. Neu Kaliß, Lenzen oder Neustadt Glewe trotz deutlich schlechterer „Infrastruktur“ hervorragend gemeistert